KAMPF GEGEN RASSISMUS
"Im Alter von zehn Jahren wurde ich schon mit Affenlauten beleidigt bei einem Fußballspiel."
"Wer wegschaut, ist genauso beteiligt", spricht Kofi Schulz im "Heute"-Talk Klartext.
Der neue Held des spusu SKN St. Pölten setzt gemeinsam mit Kumpel Cory Burke ein Zeichen gegen Rassismus.
50.000 Menschen gingen am Donnerstag in Wien auf die Straßen, protestierten gegen Rassismus und Polizeigewalt. Das ist ganz im Sinne von Kofi Schulz und Cory Burke. Die zwei neuen Stars von St. Pölten zerlegten am Dienstag Wattens mit 5:0, lieferten mit ihrem Protest das Bild des ersten Spieltages. Beide streckten beim Torjubel die rechte Faust in die Luft, senkten den Kopf. "Wir waren schockiert, als wir von George Floyds Tod erfahren haben. Wir haben sofort ausgemacht, dass wir ein Statement setzen müssen", erklärt Schulz im "Heute"-Interview.
"Die starke Botschaft des Deutschen mit ghanaischen Wurzeln: "Wir müssen gegen Rassismus protestieren. Wir können nicht weiter zuschauen. 'No to Racism' ist schön und gut, aber es muss jetzt endlich etwas passieren."
Der 30-Jährige wuchs in Berlin auf: "Ja, ich habe sehr viel Rassismus am eigenen Leib erfahren. Als Kind war es für mich überhaupt nicht einfach. Wenn du mit zehn Jahren schon von Eltern mit Affenlauten beleidigt wirst …" Seit Februar kickt Schulz für St. Pölten, davor ein halbes Jahr für Amstetten in der zweiten Liga. Auch in Österreich habe er schlechte Erfahrungen mit Rassismus gemacht.
"Man muss Hass mit Liebe bekämpfen!"
"Jetzt bekommt es die ganze Welt mit. Es ist egal ob schwarz oder weiß. Wenn wir das gemeinsam anpacken, hat Rassismus keinen Platz. Man muss Hass mit Liebe bekämpfen. Wer wegschaut, ist genauso beteiligt." Dabei denkt er vor allem an die nächste Generation: "Ich bin gerade Vater geworden. Ich denke da auch an die Zukunft von meinem Sohn, ob er dann auch oft weinend von der Schule oder vom Sportplatz nach Hause kommt, nachdem er beleidigt wurde."
Der 30-Jährige stieß, wie Mittelstürmer Burke, nach Ablauf der Transfersperre St. Pöltens im Februar zum Klub. Schulz sorgt als Wingback auf der linken Seite für Tempo. Die WSG konnte ihm im Tivoli nichts entgegensetzen. Jedes seiner Dribblings ging auf, er erzielte ein Tor selbst und bereitete Burke einen Treffer vor. Der Jamaikaner glänzte gar mit einem Hattrick.
"Dieses Spiel ist für mich wie gemacht. Es ist eine sehr harte Liga, das kommt mir mit meiner physischen Spielweise entgegen. Ich lasse alles auf dem Platz", freut sich der 1,88 Meter große Kicker. Das kongeniale Zusammenspiel mit Burke ist leicht erklärt: "Mit Cory habe ich eine spezielle Verbindung. Wir sind auch abseits des Platzes eng befreundet. Wir kennen unsere Abläufe und wie man beim Tor gesehen hat, finde ich ihn blind." Vor ihrem Wechsel kannten die beiden einander nicht. Aber: "Wir haben uns schnell angefreundet. Da hat auch geholfen, dass ich gut Englisch spreche, er frisch aus Amerika (von Philadelphia geliehen, Anm.) gekommen ist."
"Der Kampf ist noch nicht beendet!" Schulz wünscht sich Solidarität: "Ich hoffe, dass von der Liga auch etwas kommt. Je lauter wir schreien, desto mehr werden wir gehört. Fünf, sechs Leute reichen nicht. Ich wünsche es mir auch von den Fans, von Reportern, jedem, der hier involviert ist."